Für einen kleinen Teil der Sektion Trail-Running der Laufgruppe Dresden stand am vergangenen Wochenende das erste Trail-Event der noch jungen Laufsaison an. Okay, das war etwas zu dick aufgetragen – eigentlich war ich alleine nach Innsbruck gereist und auch die Sektion Trail-Running ist noch im Aufbau begriffen 😛
Das Trailrun Festival bietet viele unterschiedliche Distanzen an: vom Rookie-Trail K15 bis zum Ultra-Trail K85 ist für jeden etwas dabei. Da der Cortina-Trail (der kleine beim Ultra-Trail de Lavaredo) mein erstes großes Saison-Highlight Ende Juni darstellt, hatte ich mich als Vorbereitungslauf für den K25, das ist ein Trail von 25 km und 950 hm, angemeldet. Da wollte ich doch mal so richtig einen rausballern, weil die Strecke an sich mittlerweile eigentlich keine Schwierigkeiten mehr darstellt (zumindest von den Roh-Parametern ausgehend; beim Trail ist ja alles möglich).
Bestens vorbereitet, aber kaum getapered fuhr ich also nach Innsbruck (allerdings mit dem Hauptziel meine Freunde hier zu besuchen!). Die zwei Wochen zuvor waren noch meine umfangreichsten Trainingswochen – so hatte ich in der Woche direkt zuvor viel Zeit in der Sächsischen Schweiz verbracht (tolle Feierabende!) und bin auf 100 km und 3500 hm gekommen, was für mich noch einen echt herausfordernden Wochenumfang darstellt!
Am Abend vor dem Start bin ich noch auf die Information gestoßen, dass es sich ausgerechnet bei meiner gewählten Strecke, dem K25, um das erste Rennen des Austrian Speedtrailcups handeln sollte. Hmmm… das wird also ein sehr starkes Teilnehmerfeld werden; mal sehen, was da so geht!
Die Startzeit war schon mal, wie beim Rennsteig-HM, komplett sinnfrei. Der K25 sollte zusammen mit dem K65 (einer 40 km längeren Distanz!) um 8:00 Uhr starten; der Marathon sogar erst 12:30. Warum?
Egal: um 6 nach einer viel zu kurzen Nacht raus aus den Federn und ab zum Start-Areal, die Startunterlagen abholen; und ganz im Ernst, ich habe bei meinen in der Anzahl noch sehr beschränkten Lauf-Event-Teilnahmen noch nie einen so sinnvollen Starterbeutel gesehen: ein Kopfband, ein Riegel, Nudeln, eine beschichtete Streckenkarte, eine Wanderkarte des Stubais und nur 2 Werbeprospekte! Wahnsinn!
Ich hatte Martin (auch Teil der Sektion Trail-Running der LG Dresden!) noch versprochen, mich vorn einzureihen, so dass mir nicht wieder dasselbe geschieht, wie beim Grand Trail du Lac im letzten Oktober, bei dem nach dem Start gleich ein Nadelöhr folgte und ich 5 Minuten warten musste, bis ich in den Trail einsteigen konnte… Nach dem Briefing und Aufwärmen (bei 5°C) war aber natürlich kein Platz mehr an der Front und auch kein Martin da, um mich nach vorn zu ziehen und so startete ich wieder weiter hinten. Allerdings schon mal nicht aus dem hinteren Drittel, sondern dem Mittelfeld.
Im Gegensatz zu der Trail-Szene in Frankreich, in der Salomon zumindest bei den Schuhen anscheinend immer weniger Anklang findet, ist Salomon in Tirol absoluter Marktführer, wird von vielen Läufern als Komplett-Outfit getragen und sponsort auch viele Trailer (kann man diese Läuferspezies auch in deutsch so bezeichnen? in französisch sagt man ja traileur!). Auch im Ganzen hatte ich den Eindruck, dass die Läufer hier noch viel stärker auf die Mode achten, als das in Frankreich schon der Fall ist – da bekommt man mit einem bunt zusammen gemixten funktionialen Outfit ja Komplexe 😛
Ab gings auf die Strecke und nach einen km Straße gleich in den ersten Anstieg; dort trennte sich das erste Mal die Spreu vom Weizen und es kamen die unterschiedlichsten Strategien zum Einsatz. Echt genervt hatte mich ein Läufer, der das ganze als Intervall-Training zu nutzen schien. Der sprintete immer an mir vorbei, um nach kurzer Zeit wieder zu gehen, mich vorbeizulassen und wieder von vorn anzufangen – ob das gut für die Pumpe sei, habe ich mich gefragt und wollte das gleich an Anne (der noch nicht erwähnte Teil der Sektion Trail-Running und die Trainerin sowie Ärztin der Laufgruppe Dresden) weitergeben.
Machen wir das ganze hier nicht noch länger als es schon ist: auf dem folgenden Single-Trail lief es ganz gut, allderdings musste ich mich von einigen Läufern beim Down-Hill überholen lassen. Da hatte ich mir gleich meinen zweiten Konkurrenten (nach dem Intervall-Läufer, der allerdings schon außer Sichtweite war) ausgeschaut. Einen jungen Läufer vom Nachwuchsteam Salomon; ob der am nächsten Anstieg zu knacken sei?
Ich war den ersten Teil wohl zu ruhig angegangen und bin so in eine Gruppe hinein geraten, der ich mich irgendwie angepasst hatte; da fällt man ja manchmal in so einen Trott rein; vor allem auf den Single-Trails, auf denen man kaum überholen kann… Hmm zum Glück folgte der nächste einigermaßen lange Anstieg und die erste Läuferin kam von hinten, um mich aus diesem Trott herauszureißen. Sie, auch gesponsort von Team Salomon, war unglaublich stark, und hat die ganzen harten Trail-Kerle gut stehen gelassen 🙂 Zum Glück war ich so aus der Starre erwacht und konnte am Berg noch mal forcieren, um viele Läufer zu überholen: darunter auch der Intervall-Sprinter, der mittlerweile ohne Intervall und nur noch mit Gehen den Berg hoch lief, und später auch den Downhill-Salomon Sprinter. Damit zufrieden, gings es auf dem letzten Plateau noch einen wunderschönen verwurzelten Trail entlang (auch mal mit <4:00min/km) bis zum Ziel, welches ich nach 2h06min erreichte und auf Platz 12 einlief.
Alles in Allem: super cooler Trail und hammer Wetter! Ebenfalls hervorzuheben ist das ökologische Bewusstsein der Trail-Events in den Alpen, z. B. sind Becher normalerweise im Pflichtgepäck enthalten, so dass Plastikbecher an den Verpflegungsstationen keinerlei Verwendung mehr finden. Da ich keinen Becher besitze, bin ich komplett als Selbstversorger mit 0.5l Iso in der Wasserflasche meiner Trailweste gelaufen. Müllentsorgung wird mit Disqualifikation geahndet. Toll! 🙂
Leider bin ich das Ganze etwas zu moderat angegangen, aber mir fehlt da ja auch noch viel Erfahrung. Da hat mir wohl Martin gefehlt… Außerdem bevorzuge ich sowieso die längeren Läufe mit mehr Höhenmetern, bei denen man einfach nach Gefühl laufen kann – zumindest solange man von Events spricht.
Meine absolute Leidenschaft ist es aber, auch wenn die Wettkämpfe sehr cool sein können und tolle Trainingsreize bieten, einfach neue Pfade in der Natur, vorzugsweise in den Bergen, entweder alleine oder mit Freunden zu erkunden, mich zu verlaufen (ein integraler Teil meiner Erfahrungen) und an Aussichtspunkten kurz zu rasten, …
In diesem Sinne werde ich noch einige Tage die Tiroler Alpen laufend, kletternd und bouldernd erkunden und vielleicht noch einen kleinen Abstecher in die Dolomiten machen 😀
Bericht: Max Wiebicke